Lieber Clint,

wenn alte Hunde wie du ins Tierheim kommen, stellt sich mir immer gleich die Frage, ob das Tierheim die Endstation sein wird oder ob der Senior noch einmal sein Glück findet. Oft wäre es das erste "Glück" des Lebens, denn unsere Veteranen haben manchmal Schlimmes hinter sich. So auch du. Ein Leben an einer kurzen Kette. Als Unterschlupf einen Betonring...nicht mal eine Hütte. Gefüttert wurdest du, aber auch geschlagen. Vielleicht, wenn du nicht so wolltest, wie dein Besitzer? Aber du bist so einer, der nichts macht. Also wofür erhieltest du Prügel? Vielleicht in jungen Jahren, als dein Kampfgeist noch existierte? 

Und wenn die Leute dann sehen, dass wir so einen wie dich vermitteln wollen, kommt ganz schnell das "Urteil": Der war sein Leben lang Kettenhund. Und der ist uralt. So einer kann sich nicht mehr umgewöhnen. Das bekam auch dein jetziges Frauchen zu hören... ließ sich aber nicht abhalten, es trotzdem mit dir zu versuchen. Denn genau wie wir hat auch sie die Erfahrung gemacht, dass ihr Alten es, allen Unken zum Trotz, doch hinbekommt ein neues Leben zu starten. Fern von Betonringen und Ketten. Im Warmen, mit viel Liebe und Fürsorge.

Und so durftest du reisen. Im stolzen Alter von vielleicht 13 Jahren und Herzwürmern im Gepäck. 

Mut wird oft belohnt. Und so war es auch bei dir. Du hast dich in der Wohnung bewegt, als wärst du darin geboren. Die Katzen...kein Problem für dich. Umweltreize...mit deinem neuen Frauchen an der Seite zu bewältigen.

Von Frauchen höre ich das:" Dem Clint geht es gut. Wir sind ein Team. Er ist jetzt gut erzogen und hat alles sehr schnell gelernt. Ich vertraue ihm total."

Das könnte auch der Besitzer eines ganz jungen Hundes gesagt haben. Einen Unterschied merke ich da nicht.

Alter Kamerad, versuche, deine Zeit auf dieser Welt so gut wie möglich zu leben und zu erleben. Frauchen wird dich bis zum bitteren Ende begleiten.

Nicole aus dem Pusztahunde-Team