11.08.2023
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,
in unserem großen Tierheim in Orosháza gibt es ein paar Hunde, die bekommen Sie niemals zu sehen, denn sie können aus unterschiedlichen Gründen nicht in die Vermittlung. Und, weil niemand jemals so recht Zeit hat, sind sie auch noch nicht bis zu unseren „Unvermittelbaren“ gekommen. Man verwendet das bisschen Zeit, das man hat, auf die weniger hoffnungslosen Fälle. So werden aus den „Gesichtslosen“ regelrechte Geisterhunde, die niemand jemals wahrnimmt. Nicht genug, dass sie ein trauriges Leben führen, ohne jede Hoffnung auf ein Happy End. Traurig ist es noch dazu, dass niemand von ihnen weiß…
Zwar ändern wir das Schicksal der „Lebenslangen“ nicht durch ihre Vorstellung. Aber vielleicht macht es irgendwann im Universum doch mal einen Unterschied, ob Menschen über sie gesprochen haben und an ihrem Schicksal Anteil genommen haben…wer weiß.
Unser Geisterhund Nr. 6 ist Pista, ein wunderschöner Collie-Mix, der aussieht, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Pista stammt aus einer Roma-Siedlung, was ja per se nicht heißen muss, dass er es schlecht hatte in seinem Vor-Tierheim-Leben. Aber in Pistas Fall ist es so. Er wurde an der Kette gehalten, misshandelt und ausgehungert. Er war, am Strick hängend, der Willkür seiner Leute ausgeliefert. Der hübsche Kerl hat in seinem ganzen Leben, das 2015 begann, nie etwas Gutes von uns Menschen erfahren. Irgendwann streunerte er auf der Straße rum und wurde eingefangen. Das war im April 2021.
Einen Namen hatte der Hund bis dato nicht. Daher wurde er bei seinem Einzug ins Tierheim "Pista" genannt. Aber niemand im Tierheim wusste seinen Namen, als ich mich nach ihm erkundigt habe, denn Pista hat niemals jemandem erlaubt, ihm auch nur ein kleines bisschen näher zu kommen und ihn sich vertraut zu machen. So war und blieb er immer nur der kläffende Hund aus Hof 4.
Es gibt Hunde, die uns Menschen all das, was wir ihnen angetan haben, verzeihen. Unser kleiner Pista ist da etwas anders gestrickt. Seine Angst vor uns geht so tief, dass er aggressiv auf uns reagiert. Wenn Fremde im Tierheim sind, ist er so in Aufruhr, dass er ununterbrochen am Gehegezaun entlang rennt und kläfft und kläfft und kläfft und kläfft...bis er ganz heiser ist.
Unsere Tierheimleiterin schreibt über ihn: "Pista haben wir in einer ärmlichen Roma-Siedlung in Orosháza mit einer Lebendfalle gefangen und haben ihn ins Tierheim gebracht. Er hat sich sehr unfreundlich verhalten und hatte auch keine Hemmungen zuzubeißen. Er hat lange gebraucht, um sich zu beruhigen und sein Leben in Gefangenschaft in einem Zwinger zu akzeptieren. Er hat viel gebellt und wir haben uns gewünscht zu verstehen, was er uns mitteilen möchte; vielleicht hätten wir seinen Alltag verschönern können. Heute ist er ruhiger, bellt weniger, beobachtet die anderen Hunde in Tierheim und versucht nicht gleich zuzubeißen."
Obwohl sich Pistas Geschichte so "schlicht" anhört, ist sie mit das Traurigste, was ich je gehört habe. Der Hund wurde so gequält von seinen Besitzern, dass es für ihn keinen anderen Ausweg mehr gibt, als nach vorne zu gehen. Für den Rest seines Lebens.
Für solche Hunde gibt es manchmal ein Zurück in ein angstfreies und aggressionsfreies Leben. Aber man muss intensiv mit ihnen arbeiten und zwar mit Geduld und Köpfchen. Und auch wenn wir versuchen das Leben jedes einzelnen Hundes im Tierheim zu verbessern, so hat vor Ort doch niemand Zeit, um mit einem solchen Hund intensiv zu trainieren und ihm so eine winzige Chance auf ein Leben in Frieden oder gar Freiheit zu verschaffen. Pista ist ein nicht-hoffnungsloser und durch die Umstände doch hoffnungsloser Fall.
Wenn Pistas Geschichte euch berührt hat und ihr ihn unterstützen möchtet, könnt ihr das zum Beispiel mit einer Futterpatenschaft tun - Betrag frei wählbar. Schreibt Kai an, der kümmert sich darum:
Oder vielleicht wollt ihr unserer gequälten Seele eine Freude in seinem tristen Alltag machen und ihm etwas Leckeres schicken…hier die Adresse:
Projekt-Pusztahunde, Roy 3, 24392 Süderbrarup
Schreibt „Pista!" drauf, dann kommt es bei ihm an. Kai kann der verlorenen Seele mit den seltenen Leckereien eine Freude machen.
Herzlichst, eure Nicole aus dem Pusztahunde-Team